"Vom Gottschalk des Sultans"

9. März 2006 um 19.30 Lesung von Helmuth Steenken

Müssen Ausstellungen über Kreuzzüge ernst sein? Jein: Denn Hodscha Nasreddin war auch dabei! Er wurde mittendrin geboren, im Sultanat von Konya, wenn er denn geboren und nicht erfunden wurde. Dort wuchs er auf als Muslim unter Sufis, Assassinen, Christen, Juden und fränkischen Kreuzrittern.

Wer war Hodscha Nasreddin? Liebling und Lümmel der kleinen Leute? Auch, aber auch: Hofnarr und Gottschalk beim Sultan, ein orientalischer Eulenspiegel, der kalauerte, wenn andere ihre Wortkeulen schwangen, einer, der Krummes grade redete und allzu Grades krumm.

Hodscha Nasreddin war ein Zeitgenosse jenes Emirs von Damaskus mit dem Namen Usama, der zwischen 1095 und 1188 unsere fränkischen Vorfahren so schön durch den Kakao zog. Von den 99 Nasreddiniaden, die Helmuth Steenken zusammentrug und Klaus Beilstein zeichnete, handelt ein Drittel von Kreuzrittern. Sie entstanden im spätantiken Multikulti des Seldschukenreiches von Konya. Dort lebten im 12. und 13. Jahrhundert zwischen 5 und

10 Millionen Menschen, je zur Hälfte Christen und Muslime, Araber also, Perser oder Angehörige seldschukischer Turkvölker.

Manche Nasreddiniaden gleichen den scharfkantigen Felsen Kappadokiens. Andere sind still wie orientalische Sonnenaufgänge und verkünden noch die alte Weisheit der Wüste. Wieder andere gleichen Kreuzworträtseln mit dem Lösungswort Allah.

Wer hätte gedacht, dass Hodscha Nasreddin, Liebling und Lümmel der kleinen Leute, Hofnarr und Gottschalk des Sultans, auch zu den Kreuzzügen gehört?


Tausendundeine Nacht – Lesekonzert

Arabische Klänge, spannende und amüsante Geschichten aus der Welt des Orients

29. März 2006, Beginn 19:30 Uhr
Eintrittspreise: 15,- / erm. 12,- Euro,bei Voranmeldung: 12,- / erm. 10,- Euro

Neu übersetzte Texte aus den ältesten Manuskripten von Tausendundeine Nacht werden mit arabischer Instrumentalmusik präsentiert. Die ungewohnten Klänge entführen in die Welt des Basare und Karawanensereien, der weisen Kalifen und verschlagenen Händler, der vornehmen Damen, der mächtigen Zauberinnen, Dschinnen und bösen  Dämonen. Dort gedeihen seit Jahrhunderten die Phantasien von Liebe und Glück, von Magie und Abenteuern, die sich in den Geschichten von Tausendundeiner Nacht zusammengefunden haben.

Die Instrumente Laute, Rohrflöte und Trommel bilden eine klassische arabische Kammermusikbesetzung. Die Laute ist die Mutter aller Lauteninstrumente. Über das arabische Spanien ist sie in unsere europäische Musikkultur gelangt; sie ist das Instrument der klassischen arabischen Stadtkultur. Die Rohrflöte gilt als das ursprüngliche Instrument der orientalischen Musik. Sie ist ganz Natur; abgeschnitten vom lebendigen Schilfrohr ist der Ton Ausdruck der Sehnsucht nach ihrem Naturzustand. Die arabischen Rahmentrommeln ahmen den Rhythmus der Poesie nach.